Eröffnung der Kalligrafie- und Exlibrisausstellung am 26. April 2025 um 14 Uhr
Kalligrafien von Patrizia Lonardi und Massimo Polello sowie
Exlibris von Paolo Rovegno
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Patrizia Lonardi aus Mailand widmet sich in ihren aktuellen Kalligrafien der Erforschung von Zeichen. Inspiriert durch die steinzeitlichen Höhlenmalereien von Lascaux setzt sie impulsive Gesten und phantasievolle Spuren aufs Papier, die mit Emotionen verbunden sind. Die Aussage ergibt sich aus Rhythmus, Farbauftrag sowie Form und wendet sich auf intuitive Weise an die Betrachtenden. Die Kalligrafin experimentiert mit unterschiedlichen Schreibwerkzeugen, von der klassischen Feder bis zu Naturmaterialien. Sie verwendet eine Vielfalt von Beschreibstoffen, von feinsten orientalischen Papieren bis zum widerstandsfähigen Recyclingkarton. Sie druckt, schneidet, ritzt, klebt und näht Papiere mit buntem Garn zusammen. Immer wieder kombiniert sie unterschiedliche Materialien zu wirkungsvollen Collagen und arbeitet gerne in Buchform. Dabei überschreitet sie das klassische Verständnis eines Buches und experimentiert mit dem Medium. Sie interpretiert Bücher als dreidimensionale Plastiken, schafft ein monumentales Exemplar wie eine Kathedrale oder hängt ein Buch an die Wand wie ein Bild. Ihr Arbeitsprozess ist manchmal chaotisch und dann wieder ruhig und majestätisch, wie eine Zen-Meditation. Zu ihren Arbeiten schreibt sie: „Im Spiel der schöpferischen Geste übt man immer die Kunst des Staunens und der Verwunderung, die von einem leeren Blatt Papier ausgeht, dessen Leere ein Gefühl von Unsicherheit und Verwirrung hervorruft. Man muss das Risiko der Geste eingehen, ohne zu wissen, wo man ankommen wird, aber dann geschieht etwas, denn die Konzentration und die Emotion, die vom Herzen ausgehen, breiten sich entlang des Arms aus, bis sie lebendige und vibrierende Spuren auf dem Blatt hinterlassen.“
Bewegungen der Seele
Für Massimo Polello aus Turin ist die Ausstellung im Bartlhaus wie eine Standortbestimmung, in der er die Veränderungen seines kalligrafischen Schaffens der letzten Jahre überprüft. Vor 14 Jahren stellte er zum ersten Mal in Pettenbach aus. In seinen aktuellen Arbeiten interpretiert er die Linien wie die Ausschläge eines EKG, das die Emotionen und Bewegungen des Herzens und der Seele aufzeichnet. Der Rhythmus der Buchstaben auf der Leinwand ist für ihn wie ein Tanz. Als Ausdruck der freien Bewegung im Raum, der keine Grenzen kennt, lässt Polello die Linien über den Bildträger hinauslaufen. Für ihn ergeben sich aus scheinbaren Gegensätzen und Kontrasten fruchtbare Dialoge. Viele Arbeiten sind auf dunklem Untergrund gearbeitet. Die hellen Schriftzüge stellen für ihn das Licht dar, das aus der Dunkelheit kommt und Zuversicht bringt. Breite, mit der Spachtel aufgetragene Linien treten in Dialog mit extrem feinen Pinselstrichen. Mit beiden Werkzeugen trägt er Farbe auf und nimmt sie auch wieder weg, um spezielle Effekte zu erzielen. In manchen Werken wiederholt er ein Wort, das ihm wichtig erscheint, hundert Mal, um es sich einzuverleiben. Die koloristische Überlagerung führt zu Veränderungen der Struktur und der Bedeutung, die sich in viele Perspektiven verzweigt. Er schreibt über sein Werk: „Wie kann ich mich lebendig fühlen, spüren, dass ich in der Welt existiere, wenn nicht durch meine Hand? Meine Hand, die eine Spur hinterlässt, meine Hand, die schreibt und mich beschreibt. Dann werden die Buchstaben zu meinem Instrument, um außerhalb von mir zu existieren. Oft vergesse ich, was Schreiben bedeutet, gehe über die Buchstaben hinaus und werde von einem einzigen visuellen Bedürfnis erfasst. Die Buchstaben werden zu Zeichen, Bildern, Beschwörungen, starken Bedürfnissen, Emotionen. Die Geste der schreibenden Hand befreit sich selbst, will über sich selbst sprechen, über sich selbst hinausgehen“.
Exlibris
Paolo Rovegno wurde 1942 in Cremona geboren wo er sich mit figurativer Malerei beschäftigte und eine Ausbildung bei dem Maler Mario Benedetti absolvierte. 1970 übersiedelte er nach Piacenza und besuchte dort die Kunstschule Gazzola wo er die Techniken des Tiefdrucks erlernte. Seither gestaltete er fast ausschließlich kleine Grafiken und Exlibris. Zwischen 1986 und 2009 schuf er über 300 Exlibris in den Techniken Radierung, Kaltnadelradierung und Aquatinta, darunter auch einige für sich und seine Familie. Er nahm an unterschiedlichen Ausstellungen und Exlibris-Wettbewerben teil und erhielt zahlreiche Preise. Seine Werke finden sich in Istanbul, im Internationalen Exlibriscentrum in Sint Niklaas in Belgien, im Museum der Stiftung Catalunya in Spanien, in der New York University und der New York Public Library in den U.S.A. und im Shanghai Fine Arts House in China.
Die Sammlung Ottmar Premstaller enthält 46 Exlibris und eine Kleingrafik von Paolo Rovegno. Eine Auswahl besonders schöner Blätter wird in der Ausstellung präsentiert.
Die Ausstellung ist vom 26. April bis 6. Juli 2025 zu sehen.