Ausstellungseröffnung 24. April 2021
Kaum war ein anderer Künstler mit seiner Heimat Kärnten enger und patriotischer verbunden als der Grafiker Switbert Lobisser, der in Tiffen 1878 geboren wurde und in Klagenfurt 1943 verstarb. Zwischen diesen beiden Daten ist eine ungewöhnliche Lebensgeschichte eingebettet, die in Erinnerung bleibt: Nach seiner Gymnasialzeit in Klagenfurt wandte er sich um die Jahrhundertwende dem geistlichen Stande zu und trat 1899 in das Kloster St. Paul im Lavanttal ein. Vom Kloster wurde er an die Akademie der bildenden Künste nach Wien geschickt, um Zeichenlehrer am klösterlichen Gymnasium zu werden. Diese Aufgabe übte er jedoch nur sporadisch aus – er war auch Forstmeister – und erst in seinen 40er Jahren begann er ernsthaft künstlerisch tätig zu werden. Anfangs mit Malerei und Fresken, seit 1923 widmete er sich mit all seiner Kraft dem Holzschnitt, mit dem er bekannt und geschätzt wurde. Als Künstler hatte Lobisser im Kloster viele Freiheiten, doch als er mit seiner »Ev« eine Beziehung ein ging, wurde er in den Laienstand zurückversetzt. Er heiratete, wurde Vater einer Tochter, doch endete die Ehe durch den Freitod seiner Frau 1933 auf tragische Weise. Lobisser erreichte in seiner Heimat breite Popularität und zwar nicht nur dadurch, dass er hochwertige, ansprechende Grafik auf dem Gebiet des Holzschnittes geschaffen hatte, sondern auch dadurch, dass er den lokalen Patriotismus wirkungsvoll ansprechen konnte, der später bei ihm in einen bedauerlichen Nationalismus mündete. Sein herzhafter Schnitt ins Holz, die kräftige schwarzweiß Wirkung im Druck und die gefühlte Intensität der Arbeit an seinen Blättern ist das Alleinstellungsmerkmal seiner Kunst. Die Motive kreisen um das einfache jedoch zufriedene Leben der Landbevölkerung, wobei oft Kinder im Mittelpunkt stehen als Symbol der gesicherten Zukunft, vor allem in seiner Neujahrsgrafik. Switbert Lobisser hat 138 Exlibris geschaffen, eine ganze Reihe an Gelegenheitsgrafiken und seine Sujets sind auch für Postkarten verwendet worden, die seinen Bekanntheitsgrad weiter erhöhten. Er zählt zu den großen österreichischen Holzschneidern. (Heinrich R. Scheffer)
Die Exponate stammen aus der Sammlung Scheffer, Wien