Loredana Zega Out of the Dark
Aus dunklen Gedanken herausführen möchte die slowenische Kalligrafin Loredana Zega das Publikum ihrer Ausstellung. Wie viele Menschen erlebt sie selbst die aktuelle Weltsituation zwischen Pandemie, Kriegen und Klimakrise als bedrückend und belastend und möchte dem mit künstlerischen Mitteln etwas entgegensetzen. Um nicht im Dunkel zu versinken, nutzt sie verschiedene Inspirationen und Methoden, um sich sowohl künstlerisch als auch psychisch aufzuhellen. Ein wichtiger Impuls ergab sich durch Aufenthalte in Mexiko, wo sie die dort traditionellen, äußerst kräftigen Farben kennenlernte, die auch gerne zu einer großen Buntheit miteinander kombiniert werden. Dies führte bei Loredana Zega zu einem völlig neuen Zugang zur Farbigkeit. Gestaltete sie ihre Kalligrafien ursprünglich in einer eher gedeckten, zurückhaltenden Palette, ermutigte sie diese Erfahrung in ihren aktuellen Arbeiten zu einer großen Buntheit, die zu dem schwarzen Papier, das sie gerne verwendet, in einem reizvollen Kontrast steht. Jede Farbe verfügt über eine individuelle Wirkung und durch die Kombination kräftiger Farbklänge ergeben sich positive Botschaften. Inspiriert durch die bunten Töne verwendet sie in letzter Zeit auch zunehmend hellere und buntere Papiere als Grundlage für Kalligrafien. Schwarzes Papier bildet jedoch immer noch eine wichtige Konstante in ihrem Werk.
Eine weitere Inspiration fand die Künstlerin in der Kunsttherapie, wo sie Anleihen bei der Methode des fraktalen Zeichnens nahm. Bei dieser Technik gleitet der Stift tänzelnd über das Papier und gestaltet meditative Muster, die sich positiv auf das innere Gleichgewicht auswirken und Harmonie erzeugen.
Die Texte, die Loredana Zega in ihren jüngsten Kalligrafien schreibt, möchten ebenfalls positive Energien aussenden und das Publikum ermutigen. Zu lesen sind Worte wie Freude, Dankbarkeit oder Verzeihen, die für die Künstlerin gute Schwingungen und Zuversicht hervorrufen. Der Gedanke des Heilens ist in den ausgestellten Werken sowohl formal als auch inhaltlich zentral.
Jovica Veljovic Kalligrafie trifft Typografie
Der aus Serbien stammende Jovica Veljović arbeitet sowohl als Kalligraf als auch als Schriftdesigner und gibt in der aktuellen Ausstellung Einblicke in seine Kalligrafien und typografischen Schriftgestaltungen. Die Kombination dieser beiden Disziplinen prägt sein Werk in besonderer Weise. Das Schreiben ist ihm ein inneres Bedürfnis, das ihn in einen ganz speziellen Zustand versetzt. Der Umstand, dass sich das Schreiben aus dem angewandten Bereich heraus zu einer autonomen Kunstform entwickelt hat, gab der Kalligrafie die Möglichkeit, sich sowohl in eine spielerische als auch eine experimentelle Richtung zu entwickeln. Diese Freiheit nutzt Veljović und geht in seinen Kalligrafien oft bis hin zur Abstraktion. Trotzdem ist es ihm wichtig, stets formorientiert und pragmatisch zu bleiben. Das oberste Ziel ist ihm, eine geistige Ordnung in seinen Werken zu erreichen.
Für seine Kalligrafien benutzt er traditionelle Werkzeuge, wie Bleistift, Holzstücke, Breit- und Spitzfedern. Trotz aller Freiheit in der Gestaltung behält er dabei immer die Kontrolle über die Buchstaben. Daneben erprobt er sich auch in unterschiedlichen graphischen Techniken, wie der Zeichnung und den Drucktechniken des Holzschnitts und der Radierung. Die Form der einzelnen Buchstaben steht dabei immer im Vordergrund.
Da Veljović seit mehreren Jahrzehnten auch als Schriftgestalter und Typograph arbeitet, ist seine Kalligraphie häufig die Vorlage für ein rationales und pragmatisches Design. Lesbarkeit und Funktionalität im Type Design sind daher für ihn die wichtigsten Parameter beim Entwickeln neuer Schriften.
Jovica Veljović unterrichtete an der Kunstakademie Belgrad und ab 1992 an der Universität für angewandte Wissenschaften in Hamburg.
Ausstellungsdauer: 23.7. – 30.10.2022